Buchpräsentation: Egyd Gstättner, »Ich bin Kaiser«

Egyd Gstättners spitze Feder ist wieder im Einsatz: In seinen satirischen Erzählungen spannt er den Bogen von Sigmund Freud bis zum zum Song Contest – und arbeitet sich an so manchen Phänomenen der Gegenwart ab.

Was, wenn Österreich wieder einen Kaiser hätte? Und was, wenn der ein impotenter Maronibrater aus Klagenfurt wäre? Dann müsste man wohl den Thronfolger via Castingshow bestimmen. Sigmund Freuds Inkognito-Urlaube am Wörthersee, Thomas Bernhards Ohrensessel und Wittgensteins Ururenkel: Egyd Gstättners scharfem Blick entgeht niemand. Er setzt der Lendkönigin mit dem losen Mundwerk ein Denkmal, spürt dem Kopf des Franz Igele nach und hält ein Plädoyer für die Annehmlichkeiten des Rauchens. Und Gstättner outet sich als weltgrößter Fan des Grand Prix Eurovision de la Chanson, heute ESC genannt: Liebevoll, aber gnadenlos rollt er seine Geschichte auf.

Buchpräsentation: Oskar Aichinger, »Ich steig in den Zug und setz mich ans Fenster«

Von Wien aus in alle Himmelsrichtungen: Oskar Aichinger erkundet mit dem Zug Ostösterreich: vom Neusiedler See bis zum Traunsee.

Mit dem 13A geht es zum Wiener Hauptbahnhof, wo die Meditation des Zugfahrens beginnen kann: Es geht über die Leitha nach Eisenstadt und sogar bis Bratislava in der Slowakei, in den Süden nach Gumpoldskirchen, Wiener Neustadt und mit der Schmalspurbahn nach Mariazell, und immer wieder in den Westen: in die verkannte Stadt St. Pölten und ins Salzkammergut, in die alte Heimat des Autors, Attnang- Puchheim in Oberösterreich, die Erinnerungen weckt. Oskar Aichinger hat zwar immer ein Ziel: Orte der Vergangenheit, Städte, die bis jetzt nur Namen waren, unbedingt immer ein Kaffeehaus und den Schneeberg – mal aus der Ferne, mal aus der Nähe. Immer jedoch bietet das Zugfahren, diese ganz besondere Art der Fortbewegung, die Chance der Entschleunigung, des Eintauchens in Vergangenes, des Sinnierens und Abschweifens der Gedanken.

Buchpräsentation: Wolfgang Böhm, »Zwischen Brüdern«

Viktor kommt aus dem Großen Krieg und trifft in einer traurigen Stadt auf seinen Bruder Hans, einen angehenden Designer und Schüler von Josef Hoffmann. Immer wieder muss der brave Lehrer Viktor dem Bonvivant Hans, der trotz großer Ambitionen immer wieder in Schwierigkeiten gerät, aus der Patsche helfen.

Die Geschichte zweier Brüder erzählt vom gesellschaftlichen Aufbruch und den politischen Abgründen der zwanziger und dreißiger Jahre.

Buchpräsentation: Kirstin Breitenfellner »Maria malt«

Niemand ahnt, was in der schweigsamen, störrischen Maria schlummert, der die Mutter, um sie zu beschäftigen, Papier und Bleistift gibt. Als Erwachsene studiert sie an der Wiener Akademie, wird nach ihrer Rückkehr nach Kärnten zum Provinzstar und geht eine Liebesbeziehung mit einem um zehn Jahre jüngeren Schüler ein, Arnulf Rainer. Die beiden inspirieren sich in der fruchtbaren Nachkriegszeit gegenseitig, werden aber auch zu Konkurrenten. Klagenfurt wird rasch zu klein, sie gehen nach Wien. Arnulf spielt besser
auf der Klaviatur des Kunstmarkts, Künstlerinnen bringt die Männergesellschaft wenig Wertschätzung entgegen. Aber Maria malt. Maria kämpft. Sie geht nach Paris, nach New York. Mit beinahe achtzig zieht sie in ihrem Atelier, hinter dem Zoo Schönbrunn, Bilanz. Was sie nicht weiß: Ihre eigentliche Karriere als Künstlerin liegt noch vor ihr.

Ein großer Roman über eine große Künstlerin: Maria Lassnig, eine der wichtigsten österreichischen Malerinnen, in einer wahrhaftigen Biografie.

Lesung: Thomas Sautner, »Die Erfindung der Welt«

Die Schriftstellerin Aliza Berg erhält einen anonymen Brief mit dem großzügig honorierten Auftrag, einen Roman zu schreiben, mit keinem geringeren Thema als dem Leben. Sie soll es mit frischem Blick neu entdecken und unvoreingenommen davon erzählen – am Beispiel einer vorgegebenen Gegend und all ihrer Bewohner. Auf der beigelegten Landkarte scheint das markierte Gebiet allerdings gänzlich unbewohnt zu sein.
Aliza reist also nach Litstein, findet Logis bei Gräfin und Graf Hohensinn und beginnt mit ihren Recherchen. Dabei begegnet sie der eigensinnigen Kristyna in ihrem Haus im Wald ebenso wie dem Eigenbrötler Jakob und dem Trafikanten Peter. Aber vor allem eröffnen sich ihr die wesentlichen Dinge: die Unendlichkeit der Gedanken, die Zartheit und Wucht der Natur und die Kraft der Liebe.

Was macht das Leben aus? Thomas Sautner entführt eine Autorin ins unendliche Labyrinth der Gedanken und lässt sie zwischen den ganz großen Fragen der Existenz wandern.

Lesung: Anna Silber, »Chopinhof-Blues«

Die Geschwister Katja und Tilo verbindet ihre Kindheit im Heim. Nun, als Erwachsene, nagt die Vergangenheit in Form ihrer komplizierten Beziehungen an ihnen. Die Krisenjournalistin Esra bereist die gefährlichsten Orte der Welt in der Hoffnung, mit ihren Reportagen aufzurütteln. Bei ihrem letzten Einsatz in Honduras gerät sie selbst in die Abgründe der alltäglichen Gewalt, die sie nach ihrer Rückkehr nach Berlin nicht loslassen. Und Ádám, ein studierter Philosoph aus Budapest, hat gemeinsam mit seiner Frau Aniko Ungarn verlassen, um in Wien ein besseres Leben zu führen. Doch das entwickelt sich anders, als die beiden es sich vorgestellt haben. Als Ádáms Freund Daniel zu einer Geburtstagsfeier in den Chopinhof, einen schmucklosen Gemeindebau in Wien lädt, treffen alle aufeinander …

Ein zarter und zugleich kraftvoller Roman ums endgültige Erwachsenwerden, um Beziehungsdynamiken und Narben aus der Vergangenheit: ein hinreißendes Debüt!

Lesung: Stefan Slupetzky »Nichts als Gutes«

Über Tote, heißt es, soll man nichts als Gutes sagen. Stefan Slupetzkys pointierte und hintergründige fiktive Grabreden erzählen ebenso viel über die Verstorbenen wie über die Redner selbst.

Grabreden sind eine literarisch vernachlässigte Kurzform des biografischen Erzählens. Stefan Slupetzky lässt in seinen Miniaturen seine Grabredner und Grabrednerinnen stets nicht nur über die Toten, sondern auch über sich selbst erzählen, über Versäumnisse und Sinn des eigenen Lebens: Der Chef eines tüchtigen Mitarbeiters muss erkennen, dass es über den Toten schier gar nichts zu sagen gibt, eine Grabrede für einen verstorbenen Grabredner, ein Stand-up-Comedian, der dem Toten die Pointen neidet, ein Interessensvertreter, der den Anlass zu einer politischen Ansprache nutzt oder ein Geistlicher, der in der Trauerrede die Identität eines Mädchenmörders enthüllt. Stefan Slupeztky findet das Komische im Tragischen und zaubert Leserinnen und Lesern ein Schmunzeln ins Gesicht.

Buchpräsentation: Sebastian Moll, »Lesereise New York«

New York erfindet sich immer wieder neu: Nach dem Anschlag von 9/11 ist dies zuletzt geglückt und New York ist als glitzernde Sehnsuchtsmetropole wiederauferstanden. Die Krisen der Pandemie und der BLM-Bewegung zwingen die Stadt ein weiteres Mal, sich infrage zu stellen und sich für einen Weg zu entscheiden. Sebastian Moll, seit vielen Jahren Wahl-New-Yorker, erlebt die Stadt durch die Augen ihrer Bewohner: Er besucht einen Broadway-Star in Washington Heights, Straßenkünstler in Harlem, begibt sich nach Chinatown und Staten Island zu Nachkommen von irischen und italienischen Immigranten und zu den Schwimmern von Brighton Beach. Er beobachtet die florierende Technologie-Branche in der Stadt, besucht Ground Zero zum zwanzigjährigen Gedenktag und beschreibt den Kampf um eine grüne Verkehrswende.

Lesung: Sebastian Moll, »Lesereise New York«

New York erfindet sich immer wieder neu: Nach dem Anschlag von 9/11 ist dies zuletzt geglückt und New York ist als glitzernde Sehnsuchtsmetropole wiederauferstanden. Die Krisen der Pandemie und der BLM-Bewegung zwingen die Stadt ein weiteres Mal, sich infrage zu stellen und sich für einen Weg zu entscheiden. Sebastian Moll, seit vielen Jahren Wahl-New-Yorker, erlebt die Stadt durch die Augen ihrer Bewohner: Er besucht einen Broadway-Star in Washington Heights, Straßenkünstler in Harlem, begibt sich nach Chinatown und Staten Island zu Nachkommen von irischen und italienischen Immigranten und zu den Schwimmern von Brighton Beach. Er beobachtet die florierende Technologie-Branche in der Stadt, besucht Ground Zero zum zwanzigjährigen Gedenktag und beschreibt den Kampf um eine grüne Verkehrswende.

Buchspaziergang: Susanne Falk, »Fast ein Idyll«

Die Prominenz gibt sich bei Susanne Falks Sommergeschichten die Klinke in die Hand: Bertha von Suttner, Josephine Baker, Erwin Schrödinger und Thomas Mann sind nur einige der illustren Berühmtheiten, die wir in den Sommer begleiten dürfen.
Clara Schumanns Neugeborenes lauscht an einem milden Frühsommertag dem Klavierspiel von Johannes Brahms, Kleopatra lebt mit Caesar in Rom und ist einsam: Sie vertraut sich einem jungen Gärtner an und ist dabei wohl ein wenig zu offenherzig, was eher für ihn als für sie Konsequenzen haben wird. Percy Shelley will einfach nur ein wenig Ruhe vor seiner Frau Mary und unternimmt an der toskanischen Küste einen verhängnisvollen Segeltörn. Der taube Ludwig van Beethoven schließlich sitzt vom Wein beseelt in einer heißen Sommernacht in Grinzing und spürt endlich wieder Musik.

Susanne Falk spinnt mit hintergründigem Witz vergnügliche und verblüffende, beinahe reale Ereignisse aus dem Leben historischer Persönlichkeiten – die perfekte Sommerlektüre!