Robert Schindel liest Reinhard Federmann, »Das Himmelreich der Lügner«

Robert Schindel liest und kommentiert Reinhard Federmann: Das Himmelreich der Lügner
Vortrag: Günther Stocker
Anschließend Gespräch mit Klaus Kastberger

Reinhard Federmanns Roman Das Himmelreich der Lügner (1959) passt nicht in die gängigen Vorstellungen über die frühe österreichische Nachkriegsliteratur, in der es angeblich keine adäquate literarische Aufarbeitung von Faschismus und Krieg gegeben habe. Dieses Klischee widerlegend entwirft er einen Längsschnitt der österreichischen Geschichte zwischen 1933 und 1956, setzt sich ausführlich mit dem Februaraufstand 1934 auseinander, mit Nationalsozialismus, Stalinismus, Holocaust und Kaltem Krieg. Ein „Grundbuch der österreichischen Literatur“ also, auch wenn es bis vor kurzem Germanistik und literarische Öffentlichkeit ignoriert haben. (Günther Stocker)

Robert Schindel, geboren 1944, lebt als freier Schriftsteller in Wien. Zuletzt: Scharlachnatter. Gedichte (Suhrkamp 2015).
Günther Stocker, geboren 1966; Assoziierter Professor am Institut für Germanistik der Universität Wien.

Lesung: Andrea Karimé »Der Wörterhimmel des Fräulein Dill«

Andrea Karimé liest aus »Der Wörterhimmel des Fräulein Dill«.

Schon am dritten Osterferientag langweilt sich Dennis, dessen Lieblingsbeschäftigung es ist, Quatschwörter zu erfinden. Quatschliederexpertin Mama ist auf Sprachreise in der Türkei und Papa ist immer nur mit seinem Garten beschäftigt. Mit einem Fernrohr sitzt Dennis, der gerne auch mal Detektiv spielt, hinter einem Dillbusch, als plötzlich ein kleines altes Fräulein mit einem Hexenbuckel auftaucht und ein komisches Rollauto vor sich herschiebt. Zunächst fürchtet sich Dennis vor ihr, doch schon bald stellt sich heraus, dass das Fräulein nur deshalb so mürrisch schaut, weil ihr der geliebte Wörterhimmel abhanden gekommen ist.
Wörterhimmel? Der trägt statt Sternen Wörter, doch es wollen einfach keine Wortsterne mehr vom Himmel fallen. Beim Quatschwörterexperten Dennis ist sie mit diesem Problem natürlich an der richtigen Adresse. Banane, Sanane, Sahnebanane! Dennis liefert dem Fräulein ein Quatschwort nach dem anderen, doch fröhlicher wird es trotzdem nicht. Als das Fräulein plötzlich verschwindet, macht sich Dennis auf eine abenteuerliche Reise in die Türkei. Der Wörterhimmel muss gerettet werden!

Lesung: Stefan Slupetzky, »Absurdes Unglück«

Stefan Slupetzky liest aus »Absurdes Unglück«.

Stefan Slupetzky spürt das Glück dort auf, wo es niemand vermutet hätte. Dabei fängt er Momente der Verzückung ebenso ein wie die Abgründe, die sich innerhalb scheinbar ungetrübter Beziehungen auftun.
Slupetzkys hintergründige Storys kommen einmal mehr und einmal weniger böse, aber immer mit ironischer Distanz zur Sache mit dem Glück im Leben: das einbalsamierte Liebesglück des Pompfuneberers, der Gipfel des Konsumentenglücks, dem ein Picasso im Penthouse plötzlich auch erheblich im Weg stehen kann, oder ungeahnte erotische Glücksdimensionen, wenn zwei Schuhe Oberleder an Oberleder stehen.
Er macht sich auf die Suche nach verborgenen Inseln des Glücks und nach wahren Glücksrittern und hinterfragt die Wahrscheinlichkeit, dass das Glück tatsächlich irgendwann plötzlich vor der Tür steht, wenn man schon alle Hoffnung aufgegeben hat.

Lesung: Thomas Sautner »Großmutters Haus«

Was ist ein gelungenes Leben? Die Begegnung mit der tot geglaubten, unkonventionellen Großmutter, die in einem verborgenen Haus mitten im Wald lebt, bringt einer jungen Frau unerwartete Erkenntnisse, die ihr Leben auf den Kopf stellen.

Malina lebt in der Großstadt, studiert und arbeitet nebenbei in einer Bücherei. Eines Tages bringt ihr der Postbote ein rätselhaftes Päckchen, prall gefüllt mit Geldscheinen. Auf einem beigefügten Kärtchen steht lapidar: »Anbei ein paar Zettel mit Nullen drauf. Deine Großmutter.« Malina kann es kaum glauben, hat sie doch die Großmutter seit Jahren für tot gehalten. Also macht sie sich auf den Weg in ihre alte Heimat, zum großmütterlichen Haus, das tief im Wald versteckt liegt. Die alte Dame die sie dort vorfindet, ist extravagant, ausgeflippt und lebensfroh, zum Wiedersehen bietet sie ihrer Enkelin zunächst einen Joint an …

Lesung: Stefan Schomann, »Das Glück auf Erden«

Stefan Schomann liest aus »Das Glück auf Erden«.

Stefan Schomanns Geschichten sind eine Liebeserklärung an das Pferd und berichten von dem Glücksgefühl, sich auf dem Rücken der stolzen Tiere durch Landschaften und Zeiten zu bewegen.

Beim Anblick einer Pferdeherde geht uns das Herz auf. Kein anderes Tier ist dem Menschen so nahegekommen, hat ihn so nachhaltig fasziniert. Stefan Schomann macht sich auf zu Völkern, die eine jahrhundertealte Reitkultur besitzen, und er durchstreift spektakuläre Landschaften, die ohne die für sie gezüchteten Pferderassen kaum je besiedelt worden wären.
Dabei geht es stets auch um die spezielle Art des Unterwegsseins. Wir erleben legendäre Wanderritte und Trekkingtouren mit, sitzen bei Beduinen am Lagerfeuer, überqueren mit Islandpferden ganze Gletscher, besuchen stimmungsvolle Pferdefestivals, wir pirschen im Sattel auf Nashörner und ziehen hoch zu Ross durch die Vogesen. Dabei werden Jahrtausende gemeinsamer Geschichte lebendig.

Lesung: Ljuba Arnautović »Im Verborgenen«

Ljuba Arnautović liest aus »Im Verborgenen«.

Eindringlich, aufwühlend und zugleich unsentimental schreibt Ljuba Arnautović in ihrem Debüt über eine Frau, deren stilles Heldentum unerkannt bleibt, deren beharrlicher Einsatz für das Richtige aber letztendlich Früchte trägt.

Genofeva arbeitet in der Kanzlei des Oberkirchenrats in Wien. Es ist das Jahr 1944. Niemand ahnt, dass sie in ihrer Wohnung über Monate hinweg Menschen versteckt. Niemand weiß auch um ihre politische Vergangenheit, die sie selbst in größte Gefahr bringen könnte.
Sie muss ihren Schmerz und ihre Einsamkeit verbergen: Beide Söhne befinden sich seit Jahren in der UdSSR und der Kontakt zu ihnen ist abgerissen. Ihr Mann ist längst in Australien und damit in einem anderen Leben angekommen.
Eines Tages trifft Genofeva, die sich Tante Eva nennen lässt, auf Walter. Auch er muss schließlich in ihr Versteck fliehen. Dort kommen sich die zwei verlorenen Seelen näher.

Lesung: Theodora Bauer »Chikago«

Theodora Bauer liest aus ihrem Roman »Chickago«.

Feri und Katica leben Anfang der zwanziger Jahre in einem Gebiet des Aufruhrs und des Umbruchs und vor allem der Armut: an der noch jungen ungarisch-österreichischen Grenze. Die große Hoffnung heißt »Amerika«, vor allem für Feri, der die schwangere Katica mitnehmen will. Ein Unglück und das beherzte Eingreifen von Katicas Schwester Anica lassen die Auswanderpläne zur Flucht werden, nun sind sie zu dritt. Doch das Leben in Amerika ist nicht so gut zu den drei Auswanderern wie erhofft: Die Geburt ihres Kindes verläuft für Katica tragisch, Feri wird zum Säufer und Tagedieb, und bald muss Anica die Verantwortung für den kleinen Josip übernehmen …

Theodora Bauer verleiht ihren Protagonisten Seele, ihrer Geschichte Realismus, ihrem Schicksal Tragik und Schönheit: Ein großer Roman über die Sehnsucht nach einem besseren Leben.

Diskussion: »Das System der Niedertracht«

Gespräch mit
Balazs Csekö, Politologe, Journalist und Blogger
Lorenz Gallmetzer, Journalist und Buchautor
Susanne Hofer, gf. Bundesjugendvorsitzende des ÖGB
Robert Misik, Publizist

Robert Misik, Publizist und Kurator des Bruno Kreisky-Forums, untersucht in seinem neuen Buch die »Herrschaft der Niedertracht« – aber es ist mehr als eine Untersuchung, es ist ein mit Verve geschriebenes Pamphlet gegen einen Politikstil, der nicht nur hierzulande am Vormarsch ist: des Spaltens in ein Wir-gegen-Sie, des Aufhussens, des Schürens von Emotionen. Aber der autoritäre Nationalismus hat viele Erscheinungen: Trump, Salvini, Orban – diese Namen stehen für verschiedene Ausprägungen. Statt einer Buchpräsentation hat das Bruno Kreisky Forum für internationalen Dialog Experten eingeladen, die mit Robert Misik über das »System der Niedertracht« sprechen werden.

Lorenz Gallmetzer, langjähriger ORF-Korrespondent und Italien-Experte, wird über den Populismus an der Macht in Rom berichten, der ungarische Journalist Balazs Csekö über das System Orban. Und die neue Vorsitzende der Österreichischen Gewerkschaftsjugend Susanne Hofer wird aus der Welt der jungen Beschäftigten, der Lehrlinge und jungen Arbeiter berichten. Ein Abend des Nachdenkens über die »Herrschaft der Niedertracht« – und was gegen sie getan werden kann.

Lesung: Ljuba Arnautović »Im Verborgenen«

Ljuba Arnautović liest aus »Im Verborgenen«.

Eindringlich, aufwühlend und zugleich unsentimental schreibt Ljuba Arnautović in ihrem Debüt über eine Frau, deren stilles Heldentum unerkannt bleibt, deren beharrlicher Einsatz für das Richtige aber letztendlich Früchte trägt.

Genofeva arbeitet in der Kanzlei des Oberkirchenrats in Wien. Es ist das Jahr 1944. Niemand ahnt, dass sie in ihrer Wohnung über Monate hinweg Menschen versteckt. Niemand weiß auch um ihre politische Vergangenheit, die sie selbst in größte Gefahr bringen könnte.
Sie muss ihren Schmerz und ihre Einsamkeit verbergen: Beide Söhne befinden sich seit Jahren in der UdSSR und der Kontakt zu ihnen ist abgerissen. Ihr Mann ist längst in Australien und damit in einem anderen Leben angekommen.
Eines Tages trifft Genofeva, die sich Tante Eva nennen lässt, auf Walter. Auch er muss schließlich in ihr Versteck fliehen. Dort kommen sich die zwei verlorenen Seelen näher.